Weil viele Pendlerinnen und Pendler aufs Auto auswichen, war nach Angaben der Zentrale bereits am frühen Morgen mehr los als sonst. Im Ostteil der Stadt gab es nach Angaben eines Sprechers bereits am frühen Morgen Probleme, an der Landsberger Allee beispielsweise mussten sich Autofahrer auf etwa 25 Minuten mehr Fahrzeit einstellen. Nach 8.00 Uhr gab es laut VIZ in der gesamten Stadt Staus, vor allem an größeren Baustellen. Auf den Stadtautobahnen rollte dagegen der Verkehr, so der Sprecher.
Die Berliner S-Bahn sowie der Regionalverkehr sind vom Arbeitskampf der Gewerkschaft Verdi nicht betroffen. Die Züge fahren wie gewohnt. Sharing-Angebote wie Leihräder oder Mietwagen dürften erneut stark nachgefragt sein. Der Betrieb der BVG soll erst zum Betriebsbeginn am Dienstag wieder wie gewohnt anlaufen.
Verdi: Hohe Streikbeteiligung
Der Ausstand der Gewerkschaft Verdi begann wie geplant am frühen Morgen, wie Verhandlungsführer Jeremy Arndt der Deutschen Presse-Agentur sagte. "Die Streikbeteiligung ist sehr hoch. Wir gehen davon aus, dass alle Fahrzeuge auf dem Hof bleiben", sagte Arndt. Am Vormittag wollten die Streikenden Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) eine Petition übergeben, kündigte er an. Mit dem "Streikversprechen" wollten die Beschäftigten zeigen, dass sie es ernst meinten.
Es ist bereits der zweite 24-stündige Warnstreik der Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde bei der BVG. Vor der Unternehmenszentrale ist für den Vormittag eine Kundgebung der Beschäftigten geplant. Die Gewerkschaft hatte den Ausstand bereits am Donnerstag angekündigt und auf das Verständnis der Fahrgäste gesetzt. Mit der Maßnahme will sie den Druck auf die Arbeitgeberseite in den Tarifverhandlungen mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) erhöhen.
BVG wirft Verdi Eskalation vor
Die Arbeitgeberseite hatte zuvor Unverständnis über die Maßnahme geäußert. "Bisher gab es keine inhaltliche Reaktion auf das konstruktive und ernsthafte Einstiegsangebot der BVG", hieß es nach der Warnstreikankündigung vergangene Woche. Die Gewerkschaft eskaliere die Verhandlungen auf dem Rücken der Fahrgäste - "ohne auch nur eine Minute inhaltlich mit der BVG über das Angebot gesprochen zu haben".
Die Gewerkschaft fordert für die rund 16.000 Beschäftigten monatlich 750 Euro mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem verlangt sie ein 13. Monatsgehalt, eine Fahrdienst- beziehungsweise Wechselschichtzulage in Höhe von 300 Euro sowie eine Schichtzulage von 200 Euro.
Das Unternehmen bot bei der zweiten Verhandlungsrunde unter anderem 15,3 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten bei einer Laufzeit von vier Jahren bis Ende 2028 an. Der neue Tarifvertrag soll demnach rückwirkend ab 1. Januar 2025 gelten. Enthalten seien auch Steigerungen von bis zu 84 Prozent bei Zulagen, insbesondere für Schichtarbeit und für die 7.400 Fahrerinnen und Fahrer, hieß es.
Die nächste Verhandlungsrunde ist für den morgigen Dienstag angesetzt.
Streiks auch in Mecklenburg-Vorpommern
Auch in Mecklenburg-Vorpommern müssen sich Nutzer des Öffentlichen Nahverkehrs von Montag an auf Warnstreiks einstellen. Die Gewerkschaft Verdi kündigte Arbeitsniederlegungen bis Dienstag in neun kommunalen Nahverkehrsbetrieben an.
Der Warnstreik beginnt demnach am Montagfrüh mit Schichtbeginn und endet am Dienstag mit Schichtende. Betroffen sind den Angaben zufolge die Verkehrsgesellschaft Ludwigslust-Parchim, Nahbus in Nordwestmecklenburg, die Rostocker Straßenbahn AG, Rebus im Landkreis Rostock, die Mecklenburg-Vorpommersche Verkehrsgesellschaft, die Verkehrsbetrieb Greifswald GmbH, die Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Greifswald, die Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Rügen und der Nahverkehr Schwerin.
Nahbus kündigte bereits Einschränkungen im Linienverkehr in Nordwestmecklenburg und in Wismar an. Allerdings würden Teile des Verkehrs von Subunternehmern bedient. Welche Linienverbindungen fahren, soll auf der Internetseite veröffentlicht werden.
In den Tarifverhandlungen habe Verdi ein schriftliches Angebot von den Arbeitgebern verlangt, das bis zum angegebenen Zeitpunkt nicht eingegangen sei, teilte ein Sprecher mit. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Löhne um 430 Euro monatlich und eine jährliche Sonderzahlung von 500 Euro.
Der Sprecher forderte die Arbeitgeberseite erneut auf, ein Angebot vorzulegen, diesmal bis Montag, 18 Uhr. Der Kommunale Arbeitgeberverband kündigte ein Angebot für den 11. Februar an. Die Forderung nach 430 Euro monatlich mehr bezeichnete Geschäftsführerin Carola Freier allerdings als unangemessen.
Warnstreiks bei Busunternehmen im Südwesten
Auch in Teilen von Baden-Württemberg müssen Fahrgäste kommende Woche wieder mit Einschränkungen im Busverkehr rechnen. Verdi ruft dort die Beschäftigten im privaten Omnibusgewerbe erneut zu Warnstreiks auf. Am Montag sollen Betriebe in Esslingen, Heilbronn, Neckarsulm und Schwäbisch Hall von der befristeten Arbeitsniederlegung betroffen sein, bevor am Dienstag und Mittwoch in weit über 30 Betrieben zumeist zweitägig gestreikt werden soll, wie Verdi in Stuttgart mitteilt. Bereits am Samstag sollten, wie regional angekündigt, Beschäftigte bei Reutlinger Busunternehmen und in Schwäbisch Hall in den Ausstand treten.
Betroffen von den Arbeitsniederlegungen in den kommenden Tagen seien unter anderem: Schwäbisch Gmünd, Backnang, Waiblingen, Hemmingen, Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen, Karlsruhe, Ettlingen, Ittersbach und Bruchsal, Tübingen, Neuenstadt, Neckarsulm, Schwetzingen, Heilbronn, Reutlingen, Göppingen, Geislingen, Esslingen und Reutlingen. Wie sich die Warnstreiks auf die Fahrgäste konkret auswirken, ließ sich im Vorfeld schwer sagen. Sie dürften je nach Stadt und Region recht unterschiedlich ausfallen - abhängig davon, wie stark die jeweiligen Unternehmen im Linienverkehr vertreten sind.
Hintergrund der Warnstreiks sind laufende Tarifverhandlungen. Die Gewerkschaft fordert unter anderem beim Entgelt ein Plus von neun Prozent und für Azubis 100 Euro mehr im Monat, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) nannte die Forderungen von Verdi "unseriös" und forderte die Gewerkschaften auf, am Verhandlungstisch an einem Abschluss mitzuarbeiten.
© dpa | Abb.: BVG, Tadeusz Chudy (Symbolbild) | 09.02.2025 18:52