Zahlen der "Bild"-Zeitung, wonach die Pünktlichkeit im Juni noch niedriger lag, bestätigte der Konzern zunächst nicht. "Bild" hatte zuvor unter Berufung auf Bahnkreise berichtet, dass der Anteil der pünktlichen Züge auf 52,5 Prozent fiel.
"Die Extremwetterlage in der ersten Juni-Hälfte hat uns einen massiven Pünktlichkeits-Dämpfer verpasst", hieß es. Gleich in mehreren Regionen habe es Flutschäden gegeben. "Über 400 Fernzüge waren im Durchschnitt pro Tag von externen Einflüssen wie Hangrutschen, Überflutungen und Dammschäden betroffen." Das waren rund ein Drittel mehr als während der Flutkatastrophe im Sommer 2021.
Die genauen Daten auch zur sogenannten Reisendenpünktlichkeit will die Bahn Mitte des Monats veröffentlichen. Anders als die betriebliche Pünktlichkeit wird dabei ausgewertet, wie groß der Anteil der Reisenden war, die ihr Ziel ohne größere Verzögerungen erreicht haben. Berücksichtigt werden dabei auch Zugausfälle. Als verspätet gilt ein Fahrgast ab einer Verzögerung von 15 Minuten und ein Zug ab sechs Minuten.
Auch ohne Extremwetter kämpft die Bahn seit Jahren mit der Zuverlässigkeit. Grund dafür ist die an vielen Stellen überalterte und überlastete Infrastruktur. Zahlreiche Baustellen bremsen den Verkehr auf der Schiene regelmäßig aus und führen zu Verspätungen. Das macht sich auch während der Fußball-Europameisterschaft für die vielen angereisten Fans aus dem Ausland bemerkbar.
Der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Detlef Neuß, sagte der "Bild"-Zeitung: "Unser Bahnsystem ist marode. Die Infrastruktur wurde jahrzehntelang auf Verschleiß gefahren, und es wurde zu wenig Geld in das System Bahn investiert. Auch die Personalsituation ist absolut unbefriedigend." Die niedrige Pünktlichkeitsrate liegt laut Verband an vielen Baustellen. Hinzu kommen ungeplanten Maßnahmen bei Weichen- oder Signalstörungen.
Absender: dpa, dts Nachrichtenagentur, schiene.de | Abb.: Frank Wittkowski, Pixabay (Archiv) | 01.07.2024 14:20