40 Kilogramm ist das Gerät schwer und etwa so groß wie eine Deutsche Dogge ohne Kopf. Und es ist ausgestattet mit zahlreichen Kameras und Sensoren. Einerseits, um Zusammenstöße zu vermeiden - andererseits um verdächtige Vorgänge, Vandalismus oder Sprayer zu bemerken.
Gut 33 000 Fälle von Vandalismus hat die Deutsche Bahn bundesweit im vergangenen Jahr gezählt, dazu kommen gut 23 000 Graffiti. Dadurch entstehe ein Schaden von gut zwölf Millionen Euro, teilt die Bahn mit. Knapp eine Million davon entfalle auf die S-Bahn in München, sagt S-Bahn-Chef Heiko Büttner bei der Vorstellung am Freitag. Denn weitverzweigte Netze mit ihren zahlreichen Abstellanlagen zögen Sprayer an.
Dem möchte man bei der S-Bahn entgegenwirken: "Der erste Eindruck bei den Fahrgästen ist uns sehr wichtig", sagt Büttner. "Die Züge sind unsere Visitenkarte." Darum kämen besprühte Züge so schnell wie möglich zur Reinigung in die Werkstatt. Man sei stolz auf den Ruf als Deutschlands sauberste S-Bahn, sagt Büttner.
Um zu verhindern, dass Sprayer im Stadtgebiet stolz auf ihre Werke auf fahrenden S-Bahnen verweisen können, würden die Fahrzeuge sofort aus dem Verkehr gezogen. Die Entfernung der Graffiti könne dann mitunter sehr langwierig sein, teilt die Deutsche Bahn mit. Die Bahnen könnten dann durchaus einige Tage ausfallen.
350 Sicherheitsmitarbeiter der Bahn sind nach Angaben von S-Bahn-Chef Büttner im S-Bahn-Gebiet unterwegs – zu wenige, um eine lückenlose Überwachung zu gewährleisten. Aus diesem wird nun also mit dem Roboterwachhund, ein Modell des US-amerikanischen Unternehmens Boston Dynamics, experimentiert.
Herzstück von "Spot" sei dabei die Künstliche Intelligenz, erklärt Christopher Exner von der Bahn-Tochter DB Sicherheit. Die gestatte es dem Gerät etwa, unbefugte Personen von Sicherheitskräften zu unterscheiden. Was genau dabei das Unterscheidungsmerkmal ist, will Exner allerdings nicht verraten. Auch über die Akku-Laufzeit und darüber, wo "Spot" im S-Bahn-Gebiet eingesetzt werden soll, gibt bei der S-Bahn niemand Auskunft, um sich, wie es heißt, einen taktischen Vorteil gegenüber Sprayerinnen und Sprayern zu bewahren.
Bei der Vorführung steuert Exner das Gerät noch per Fernbedienung, ähnlich wie bei einer Flugdrohne. Während des einmonatigen Tests soll der Wachhund allerdings selbstständig auf vorher festgelegten Routen unterwegs sein. Mithilfe der Sensoren erkenne "Spot" selbst nachts Hindernisse. Stürzt er, könne er sich durch Strampeln der Beine wieder aufrichten. Erkenne die Künstliche Intelligenz verdächtige Vorgänge, alarmiere das Gerät nahe Sicherheitskräfte, indem es eine Videoübertragung starte.
Was passiert eigentlich, wenn "Spot" selbst zum Ziel von Sprayer wird, wenn etwa seine Kameras mit Farbe zugesprüht werden? "Theoretisch ist er dann blind", sagt Exner. Aber immerhin: Wenn der Wachhund angegriffen werde, kämen die Sicherheitskräfte sowieso.
© Bernhard Hiergeist, dpa | Abb.: Deutsche Bahn AG / Thomas Kiewning | 15.03.2024 15:47